Philosophische
Praxis

Philosopische Praxis im Allgemeinen

Philosophie wurde in der griechisch-römischen Antike vor allem als Lebensform und Lebenspraxis verstanden. Bei der Philosophie in ihrer ursprünglichen Gestalt war die Theoriebildung nicht das Hauptanliegen philosophierender Gemeinschaften und des Denkens einzelner freier Persönlichkeiten, die man als Philosophen bezeichnete. Die jeweilige Theorie war nur die nach außen hin sichtbare und greifbare Form, die ihrerseits auf einer breiten Lebenspraxis und Lebensweisheit fußte, die den eigentlichen Kern der jeweiligen Philosophie ausmachte. Der französiDSC04950sche Philosoph Pierre Hadot konnte dies in einer bahnbrechenden Arbeit nachweisen, die er 1981 vorlegte und die in ihrer deutschen Übersetzung unter dem Titel „Philosophie als Lebensform“ erschienen ist. 

 

Das Philosophische Gespräch ist im Abendland somit vermutlich die älteste Form – oder jedenfalls eine der ältesten Formen – der expliziten Reflexion über Lebensführung. Gerd Achenbach – bei dem ich u.a. gelernt habe – hat diese Tradition wieder aufgegriffen, und, interessanterweise zeitgleich mit dem Erscheinen der Arbeit von Hadot, 1981 die erste Philosophische Praxis der Neuzeit eröffnet.

 

Heute gibt es weltweit viele etablierte Ausbildungen für Philosophische Praxis, teils Achenbachs Konzept folgend, teilweise auf anderen Ansätzen basierend. Auch an verschiedenen Universitäten ist die Philosophische Praxis mittlerweile in Form von Master-Lehrgängen angekommen. In Wien wurde ebenfalls ein solcher unter der Leitung von Konrad Paul Liessmann in Zusammenarbeit mit der wissenschaftlichen Koordinatorin Donata Romizi eingerichtet. Er befindet sich nun bereits im sechsten Durchgang.